Ende Gelände - 55.000 Kilometer von Alaska nach Feuerland

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Im strömenden Regen stehe ich in Anchorage auf dem Flughafen und hole das Motorrad aus dem Transportgestell, eine Woche später überquere ich auf einer abgelegenen Schotterpiste den Polarkreis Richtung Norden. Das kleine Goldgräberstädtchen Dawson City ist jedes Jahr Treffpunkt von rund 250 begeisterten Reisemotorradfahrern aus der ganzen Welt – drei Tage lang feiere mit ihnen das 20. Jubiläum des „Dust-to-Dawson“-Treffens. In den USA empfängt mich unglaubliche Hitze, in Utah und Arizona steigt das Thermometer auf über 40 Grad Celsius und macht Motorradfahren fast unmöglich.
Nach vielen Tagen in den schönsten Nationalparks lockt die Großstadt. Für ein paar Tage komme ich in Los Angeles bei einem russischen Anwalt in Beverly Hills unter, der deutsche Hollywood-Star Ralf Möller spendiert mir ein Frühstück, bei dem ich Regisseur Paul Verhoeven treffe.
Gemeinsam mit drei Australiern nehme ich die sandige Halbinsel Baja California in Mexiko unter die Räder. Lagerfeuer an einsamen Buchten machen die Stürze im Sand und die unglaubliche Hitze wieder wett. Gemeinsam mit Dutzenden Mexikanern feiern wir den Unabhängigkeitstag, auf der Yucatan-Halbinsel genieße ich das Karibik-Feeling und tauche vor Cozumel mit riesigen Rochen.
In Honduras lasse ich das Motorrad reparieren und bin fasziniert von Kevins Seemannsgarn: Der amerikanische Besitzer einer Tauchbasis erzählt von Drogenschmugglern, die an der Küste ihr Unwesen treiben. In Nicaragua versuche ich mich auf dem Surfbrett, in Panama besichtige ich den berühmten Kanal und lasse das Motorrad per Luftfracht nach Kolumbien bringen – es gibt keine befahrbare Landverbindung zwischen den beiden Ländern.
Auf kolumbianische Kaffeeplantagen folgen in Ecuador Bananenplantagen und atemberaubende Motorradstrecken. Mehr als 1.000 Kilometer reiht sich Kurve an Kurve auf bestem Asphalt – ein Traum für jeden Biker.
Peru zeigt zwei Gesichter: einerseits den katastrophalen Verkehr in den Städten, andererseits die gewaltigen Anden mit tollen Offroad-Pisten und grandiosen Panoramen. Mit Alex, einem Freund aus Deutschland, fahre ich tagelang durch die Berge, zelte auf über 4.000 Meter Höhe und gelange auf ungewöhnlichem Weg nach Machu Picchu. Ein schwankendes Holzfloß bringt mich über den Titicacasee nach Bolivien. Wegen einer Volkszählung herrscht dort im ganzen Land Ausgangssperre, die Straßen der Millionenstadt La Paz sind leer gefegt, die Polizei verbietet die Weiterfahrt.
In der Silbermine von Potosi in Bolivien krieche ich mit einer Gruppe Touristen durch enge und ungesicherte Stollen. Wir kauen Koka-Blätter mit den Mineros und stehen nur 20 Meter entfernt in einer Sackgasse, als eine gewaltige Explosion Gestein aus dem Berg sprengt. Dann das Kontrastprogramm zum Bergwerk: Auf dem größten Salzsee der Welt spiegelt sich das gleißende Sonnenlicht, absolute Leere im Umkreis von vielen Kilometern. Am Grenzübergang zu Argentinien komme ich von der Dritten in die Erste Welt, die Unterschiede zwischen beiden Ländern könnten nicht größer sein. Ich treffe Alex aus Deutschland wieder und folge mit ihm tagelang dem Tross der Rallye Dakar durch Chile und Argentinien, bevor ich zur letzten Etappe aufbreche. Über einsame Pisten vorbei an wunderschönen Bergseen, durch die scheinbar endlose Pampa. Bei Windstärke 10 fegt mich der Sturm im Süden Argentiniens beinahe von der Straße…
Dieser tagebuchartige Abenteuer-Reisebericht soll Lust machen, vom Büro aus das Ticket nach Alaska zu buchen, Motorradstiefel und Gepäckrolle zu schnüren und sich einen Traum zu erfüllen. Detailreich und mit einer Prise Humor beschreibe ich die Abenteuer, Risiken, Freundschaften und schlicht das Unterwegssein mit all den taktischen Überlegungen, Reifenpannen und Sackgassen, mit denen sich ein Motorradabenteurer täglich beschäftigt.



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